Handelt eine KI moralisch?

Kann eine KI Glaubens- oder Moralvorstellungen enthalten?

Hubert überlegt wie es um typisch menschliche Konzepte wie Moral, Glaube oder Kultur steht. Ob eine künstliche Intelligenz wohl an etwas glaubt oder sich an moralische Werte hält? Dazu meint Prof. Dr. Frank-Michael Schleif, dass Glaube ebenso wie Moral eine rein menschliche Konzeption sei - in technischen Systemen sei dafür kein Platz. Chan-jo Jun entgegnet, dass eine KI sehr wohl Moral, Glaube oder Kultur enthalten kann. Entweder weil diese Konzepte direkt in den Algorithmus programmiert werden, oder in dem die KI aus Daten lernt, die bestimmte Glaubens- oder Moralvorstellungen enthalten.

Diskriminierung und Bias in Algorithmen

💭 Denken Sie kurz nach. Was passiert, wenn die Daten aus denen ein Algorithmus lernt, selbst schon verfälscht sind, also einen Bias haben?

Hier ein bekanntes Negativbeispiel des Recruiting Tools von Amazon, das offensichtlich etwas gegen Frauen hatte. Ebenso gab es in Bezug auf die automatisierte Gesichtserkennung regelmäßig Probleme, die in Zusammenhang mit einem Bias in den Trainingsdaten standen. So schreibt der Spiegel am 13. Juni 2020: “Auch nach jahrelanger Entwicklung hat Gesichtserkennungssoftware noch immer ein Rassismusproblem.” Den Artikel können Sie hier lesen.

Einen tieferen Einblick in die Problematik bietet Kriti Sharma in ihrem TedTalk. Diesen können Sie sich bei Interesse gerne anschauen.

KI und freier Wille?

Wir mögen uns vielleicht jetzt fragen, ob Hubert in seiner Entscheidung noch wirklich einen freien Wille hatte oder stark von seiner Assistentin beeinflusst wurde. Diese Frage geht noch viel weiter. Denn die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz wirft auch generell die Frage auf: Inwieweit sind wir eigentlich frei in unserem Willen?

Wenn John McCarthy behauptet “every aspect of learning or any other feature of intelligence can in principle be so precisely described that a machine can be made to simulate it.”, dann ist das eine sehr technische Konzeption des Verstandes, welche scheinbar wenig Raum für den freien Willen lässt. Wenn der Verstand also völlig von logischen Regeln gesteuert wird, hat er auch nicht mehr freien Willen als ein Stein, der „entscheidet“, zum Mittelpunkt der Erde zu fallen.

Abschluss

Das war bereits Ihr drittes Trainingsmodul. Ich hoffe, Sie fanden den Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven auf die Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz interessant und inspirierend. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bei Chan-jo Jun, Prof. Dr. Michael Schleif, Prof. Dr. Christian Janiesch, Prof. Dr. Rüdiger Pryss und Prof. Dr. Wolfgang Schröder für die Unterstützung bedanken!

Ich freue mich, wenn Sie auch am nächsten Modul teilnehmen.

Quellen

  1. Barthelmeß, U., & Furbach, U. (2019). Künstliche Intelligenz. In künstliche Intelligenz aus ungewohnten Perspektiven: Ein Rundgang mit Bergson, Proust und Nabokov (pp. 7-24). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24570-2_2
  2. Reinhart, J., & Greiner, C. (2019). Whitepaper Künstliche Intelligenz: Grundlagen, Anwendungsfelder und Umsetzungsstrategien.
  3. Russell, S. J., & Norvig, P. (2012). Künstliche Intelligenz: Ein moderner Ansatz (3rd ed.). Pearson.
  4. Gollmer, K.-U., Schmidt, M., Schröder, W. M., & Wartha, M. (2018). Kompass: Künstliche Intelligenz – Plädoyer für einen aufgeklärten Umgang. https://charta-digitale-vernetzung.de/veroeffentlichung-kompass-kuenstliche-intelligenz-plaedoyer-fuer-einen-aufgeklaerten-umgang/